Was erfordert eine friedvolle Kultur?

 

Was erfordert eine friedvolle Kultur? Unter dieser Fragestellung stand die siebentägige Fortbildung mit Heinz Grill, die Anfang Dezember in Luxor/Ägypten stattfand. Es ging dabei nicht um friedenspolitische Diskussionen, interkulturellen Austausch oder die Möglichkeiten caritativen Engagements, sondern um die Erarbeitung individueller Ansatzpunkte, wie der einzelne Mensch auf sich selbst und auf seine Umgebung mit einer erbauenden Atmosphäre verwandelnd wirken kann. Wie kann der Mensch in den Polaritäten des individuellen Lebens verbindend wirken und darüber hinaus eine Kraft für eine friedvolle Kultur freisetzen? Welche Rolle spielt dabei die Entwicklung zwischen seinen genetischen Voraussetzungen und seinen spirituellen Möglichkeiten?

Heinz Grill wies auf die Verantwortung des Menschen mit dem Gedanken hin, dass der Mensch nicht nur das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, sondern auch die Verpflichtung auf die Entfaltung seines Potentials hat. Grundlegend für diese individuelle Selbstentfaltung ist, dass der Mensch sich Ideen mit einer möglichst universalen Gültigkeit zu eigen macht, die er bisher noch nicht in sich trägt. Heinz Grill sprach von sog. Axiomen, die der Einzelne, wenn er sie ausreichend geprüft hat, zu seinen persönlichen Idealen individualisieren kann. Als Beispiel nannte er Gandhi, der immer wieder mit der Idee der Gewaltlosigkeit gerungen hatte und diese in seinem Leben zunehmend ausdrücken lernte und damit für die Welt eine bleibende Gabe und Substanz zur Verfügung gestellt hat. Wichtig für die Zielorientierung zur schöpferischen Ausbildung eines möglichst idealen Gedankens stellte er weiterhin die Bedeutung der individuellen Schulung heraus. Um z.B. eine Asana in Form und Expression einmal vollkommen hervorzubringen, bedarf es neben der klaren Zielvorstellung auch der Ausdauer in der seelischen und physischen Übung und weiterhin die vollständige Überzeugung – nicht nur ein Probieren -, dass man das Ideal auch einmal zum Ausdruck bringen wird. Die verbindungs- und friedensstiftende Kraft, die der Einzelne freisetzt, entwickelt sich in dem Maße, wie der Mensch weisheitsvolle Gedanken und Empfindungen schafft, authentisch verkörpert und in die Mitte bringt. In diesem Zusammenhang lässt sich auch die Aussage Heinz Grills stellen, dass es sich bei dem Schulungsweg des „Neuen Yogawillen“ nicht um eine neue religiöse Bewegung handelt, sondern darum, das „40 neue Religionen auferstehen müssen“ und er meinte damit die etwa 40 anwesenden Personen.

In der intensiven, konstruktiven und auch heiteren Zusammenarbeit mit Heinz Grill an den persönlichen Zielsetzungen und deren Hindernissen wurde deutlich erfahrbar, wie dringend nötig seine inspirativen, moderierenden und korrigierenden Fähigkeiten und Qualitäten sind.

 

Joachim