Der Mensch, sobald er auf die Welt kommt beginnt sich zu entwickeln. Dies ist gerade beim Kind eindrücklich zu beobachten.Nicht nur Physisch fällt es auf, der kleine Mensch wächst formt sich immer wieder weiter aus , und verändert so fortlaufend seine körperliche Gestalt. Auch das was man als Bewusstsein benennt, befindet sich in fortlaufendem Wandel, über das Sprechen-lernen, sich Begriffe von der Welt machen, Zusammenhänge erkennen, in Kontakt treten können, eine Breite Palette von Gefühlen erleben und einordnen können, den Willen einsetzen lernen … Es sind unglaublich viele Entwicklungsschritte im Laufe der Kindheit bis zum Erwachsenenalter zu benennen.
Und dann?
Zugegeben etwas provokant steht diese Frage nun im Raum. Und man hat natürlich den Impuls zu sagen, der Mensch entwickelt sich weiter sein Leben lang, ist doch klar! Doch ist das so klar und vor allem wie sieht diese Entwicklung aus, was ist eine Entwicklung eigentlich? Was ist keine? Wie entsteht sie?
Dass Entwicklung fortwährend und bis zum Tod stattfinden kann darüber ist man sich in der allgemeinen Meinung sowie der Wissenschaft recht einig, nur bei den anderen Fragen scheint es nicht so einfach zu sein. Darwin, der ja lange Zeit und bis heute eine Grundlegende Richtung des (wissenschaftlichen) Denkens vorgegeben hat, geht mit seinen Ansichten von einer zufälligen, durch natürliche Selektion, d.h. Anpassung an die äußeren Bedingungen und erfolgreichen Kampf ums Überleben, bedingten Entwicklung von Lebewesen aus. Auch wenn der Darwinismus nicht unumstritten ist, so zeigt sich heute dennoch eine ausgeprägte Tendenz die Entwicklung von Lebewesen , so auch des Menschen, von rein materiellen Umständen abzuleiten.
Dabei war Darwins Modell schon damals nicht der einzige Interpretationsansatz der, und man muss seine Arbeit auch würdigen, aus einer langjährigen Beobachtung und Forschung hervorging, und wohl auch für bestimmte Bereiche eine grundlegende Berechtigung hat.
Anders als Darwin jedoch kam sein Zeitgenosse und Fachkollege Alfred Russel Wallace an gewissen Punkten zu ganz anderen Folgerungen. Denn ausgehend von der Komplexität von Strukturen in der Natur, wie etwa der Vogelfeder, konnte er nur zu dem Schluss gelangen, dass notwendigerweise ein „organisierendes Lebens-Prinzip“ und ein „lenkender Geist“ hinter solchen Gestaltungen stehen müsse und folgerte zudem dass der Mensch, den er nicht wie Darwin in einer Reihe mit den anderen Lebewesen sah, der Zweck, das “krönende Resultat“ dieser Evolution darstellte(Siehe dazu sein Vorwort aus „The world of life“).Auch er stützte sich dabei auf seine Beobachtungen.
Bei dieser Art der Herangehensweise bewegen wir uns jedoch im Bereich von Schlussfolgerungen welche als Grundlage Naturwissenschaftliche Tatsachen nimmt und dann versucht geistige Gesetzmäßigkeiten davon abzuleiten. Rudolf Steiner betonte sogar dass die Naturwissenschaft auf diese Art an Bedeutung einbüßte und man eben aus einer Geisteswissenschaft heraus auch geistige Gesetzmäßigkeiten darstellen und in einen rechten Zusammenhang, auch in Bezug zur Naturwissenschaft, stellen müsse.
Möchte man nun Entwicklung in einem ganzheitlichen Zusammenhang sehen also ausgehend von einer geisteswissenschaftlichen Grundlage, so kommt man nicht umhin den Menschen , das Bild des Menschen auch unter dieser erweiterten Sicht zu betrachten. Nicht die Materie, der Körper steht dann am Anfang sondern als ein Kosmisch geistiger Bürger, der schließlich im Physischen seinen letzten Ausdruck dieser Geistigen schöpferischen Grundlage erhält , wird der Mensch so in die Betrachtung kommen. In dem Sinne , wie es in der Anthroposophie von Rudolf Steiner oder im Neuen Yogawillen von Heinz Grill beschrieben ist kann man zu der Vorstellung gelangen dass Evolution, bzw. die Entwicklung so von Statten geht dass „ ein geistig schöpferisch Wesenhaftes schrittweise immer deutlicher in die äußere sinnlich materielle Erscheinung tritt.“ (R.Steiner, GA 177, S.223)
Das heißt von dem physischen her von der Materie aus wird eine wirkliche Weiterentwicklung nicht stattfinden können. Das kann man sich leicht vorstellen, denn der Körper ist ja schon da und geworden, er stellt sozusagen das Alte, schon festgelegte dar. Damit in Verbindung kann man sich auch eine ganze Menge an gewohntem Verhalten, eingeschliffenen Gefühlsreaktionen, und festen(intellektuellen) Denkmustern vorstellen. Etwas neues scheint also aus dem Körper nicht zu erwarten zu sein. Doch woher kommt das Neue? Oder sind wir gebunden an die Rhythmen Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung, wie auch die Tiere diesen Kosmischen Rhythmen folgen?
Wenn man sich vergleichend das Leben etwa eines Fuchses betrachtet und das der Menschen so wird man bei dem Tier feststellen dass es sich nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten entwickelt, irgendwann ausgewachsen ist und voll entwickelt so dass es das selbstständige Leben eines Fuchses führen kann. Vielleicht wird es noch einige Erfahrungswerte sammeln aber noch mehr Fuchs kann es nicht werden. Wohingegen sich dem Menschen ganz andere Perspektiven auftun. Einmal erwachsen bedeutet dies für ihn nicht dass er so bleibt wie er ist. Aus der Erfahrung kann man wohl schon sagen dass der Mensch die Möglichkeit besitzt immer wieder etwas neues zu ergreifen, und zu entwickeln, und so sogar noch „menschlicher“ werden kann.
Rudolf Steiner hat dies sehr eindrücklich formuliert:
Der Mensch ist nicht ein stehengebliebenes Wesen, er ist ein Wesen im werden. Je mehr er sich selbst in die Möglichkeit wendet zu werden, desto mehr erfüllt er seine wirkliche Aufgabe.
Nimmt man das Werden als die „wirkliche Aufgabe“ des Menschen, so stellt eine fortwährende Entwicklung nicht nur eine Möglichkeit sondern sogar eine Notwendigkeit des Menschen dar.
Der Schlüssel zu dieser Entwicklung des Menschen ist das Bewusstsein. Denn wie oben bereits beschrieben geht der Weg des schöpferischen Prozesses von oben nach unten, von einem geistigen zur Materie. Dazwischen können wir das Seelenleben des Menschen, mit dem Denken, Fühlen sowie dem Willen, einordnen.
Der Mensch ist, im Gegensatz zu den Tieren fähig zu Denken. Er kann einen Gedanken denken, das bedeutet er kann durch die ihm mögliche Tätigkeit des Bewusstseins, dem Denken, etwas Geistiges empfangen, den Gedanken. Oder anders ausgedrückt etwas Geistiges zur Erde zu einem äußeren Ausdruck bringen, indem er Vorstellungen Aufbaut, Empfindungen entwickelt und schließlich an die willentliche Umsetzung geht.
Was ich dabei sehr interessant finde ist der Umstand dass wenn wir uns entwickeln wollen, entsprechend dem oben beschriebenen, nach Außen gehen müssen. Wir brauchen nicht in altem wühlen und hoffen von innen heraus werde etwas Neues entstehen. Einem Gedanken, Inhalt oder einem Ziel widmen wir unsere Aufmerksamkeit, forschen, setzen uns auseinander und bilden uns Vorstellungen. Das Neue kommt also von Außen, durch unsere Hinwendung dahin, hinzu.
Ein Einblick in dieses Thema konnte jetzt ,hoffentlich gegeben werden. Es werden vielleicht weitere Fragen entstehen, das scheint sogar vorteilhaft, denn ein erster Schritt nach Außen ist das Interesse, und dieses hoffe ich mit den Themen dieser Seite wecken zu können!
Wenn Sie Anregungen oder Fragen haben können Sie mich gerne kontaktieren. Auch für Informationen rund um das kommende Seminar in Ägypten können Sie gerne mit mir in Kontakt treten. Ich freue mich über ihre Rückmeldung und wünsche viel Freude beim eigenen Forschen!
Mit herzlichen Grüßen
Irena Ebner