Viele nebulöse Geschichten umranken derzeit die Person von Heinz Grill. Dass vor allem so viele Menschen, die ihn gar nicht kennen und augenscheinlich auch sein Werk nicht beachten, sich berufen fühlen Texte und Kommentare ( siehe auch zum SZ-Artikel) in Zeitung und Internet zu verfassen scheint zum einen verwunderlich und führt außerdem zu einer erheblichen Falschdarstellung seiner Person und Arbeit. Da ich Heinz Grill durch die Yogalehrerausbildung, verschiedenen Seminaren sowie die Organisation der Seminare kenne, und ich auch mit einigen Inhalten seiner Veröffentlichungen bekannt bin möchte ich auf dieser Grundlage verschiedene Themen zu seiner Person und seinem Wirken aufgreifen.
Heinz Grill ist von Beruf Autor. Seine zahlreichen Publikationen zu vielfältigen Bereichen des kulturellen, sozialen sowie spirituellen Lebens kann man z.B. im Stephan Wunderlich Verlag oder auch als Artikel auf seiner Homepage www.heinz.grill.de, finden. Zudem ist er als Referent auf verschiedensten Veranstaltungen, zu welchen er eingeladen wird, tätig. Auch der Heilpraktiker gehört zu seiner Berufsgrundlage, obwohl er diese Tätigkeit seit dem Umzug nach Italien nicht mehr ausübt. Aus seinen Forschungen, welche den Menschen in seinem seelisch- geistigen Zusammenhang im Zentrum haben, sind viele Impulse in verschiedene Projekte und Gestaltungsumsetzung gelangt. Dabei reicht das Spektrum von asana-Gestaltung (Yogaübungen) über die Baukunst hin zu Pädagogik, Heilkunde oder dem rhythmischen Erleben beim Klettern und dem Kletterroutenbau.
Die Interessenten an diesen Inhalten können, wenn sie an Seminaren oder Vorträgen bei denen er als Referent auftritt, teilnehmen einen Eindruck von seiner Art und seinem Ideal des Lehrens und Lernens als einen unmittelbaren schöpferischen Prozess, gewinnen. Diese Inhalte werden nicht als rein formelles Wissen vom „Wissenden“ zum „Unwissenden“ hin, also vom Lehrer, oder Guru wie der Artikel in der Zeitung es versucht zu suggerieren, an die unterlegenen Anhänger vermittelt. Das klassische oder traditionelle Lehrer- Schüler Verhältnis, bei denen der überlegene Lehrer einer Gruppe von Schülern die in rezeptiver und passiver Haltung und mehr unselbständig, die Lehre aufnehmen, wird man bei Heinz Grill nicht antreffen.
Zutiefst zuwider ist ihm ein solches in Gruppen sich scharendes Gebaren von Teilnehmern, und man kann sogar oft erleben dass er sich in solchen Situationen zurückzieht oder mit wenig Geduld reagiert.
Der soziale Prozess
Heinz Grill hat, wie er es auch schon vielfach dargestellt hat, den sogenannten sozialen Prozess entwickelt. Ausgehend von dem Gedanken, dass es für unsere heutige Zeit angemessen ist wenn jeder einzelne eine aktive und verantwortungsvolle Stellung in der Welt einnehmen kann, wird durch eine individuelle Auseinandersetzung und Anschauungsbildung ein Gestaltungs- und Entwicklungsfortschritt erzielt. Dadurch kann eine Freiheit und Mündigkeit des Menschen erlangt werden.
Wie kann man sich diesen sozialen Prozess praktisch vorstellen?Grundsätzlich ist der soziale Prozess in allen Situationen anwendbar bei der
Menschen gemeinschaftlich für ein zu erreichendes Ziel zusammenkommen, sei es bei einem Gespräch, einem gemeinsamen Projekt etwa Architekt und Bauherr, Arbeitsverhältnissen, Lehrsituationen oder einem Seminar. Heinz Grill beschreibt als Grundideale von welchen man bei der Umsetzung ausgehen kann , dass jeder Mensch den Wunsch nach Entwicklung in sich trägt sowie auch einen eigenen Stand einnehmen möchte.
Haben nun die Beteiligten das Bestreben, und dieser Wille sollte schon vorhanden sein, ein bestimmtes Thema lebendig auszugestalten oder ein Projekt in die gemeinsame Umsetzung zu bringen, kann vorbereitend begonnen werden einmal das Thema anhand der zentralen Begriffe zu klären. Dabei zeigt sich oft dass die Vorstellungen dazu weit auseinanderliegen können.
Unabhängig von der individuellen Voraussetzung, also sei es Referent oder Teilnehmer, Fortgeschrittener oder Anfänger, kann im gemeinsamen Zusammenwirken das Thema erbaut und reif für die Umsetzung gemacht werden. Denn nicht Vordergründig die bereits vollständige Erkenntnis zu einer Sache , sondern das Interesse, die aktive Anteilnahme und Aufmerksamkeit mit der z.B. der Vortragende dem Inhalt gemäß unterstützt wird, tragen maßgeblich zu dem Gelingen bei.
Wichtiger auch als das was der einzelne etwa aus einer Veranstaltung für sich herausnehmen oder an Energie gewinnen kann, zeigt sich die aktive, gestaltende Beteiligung am gelingen der „Sache“ in objektiver Weise. Als Ergebnis wird , und das ist durchaus auch beobachtbar, ein Aufbau für die gesamte Situation und sogar darüber hinaus, ersichtlich.
Interessanterweise ist dafür ein Gruppengefüge oder -zusammenschluß nicht nötig - ja sogar hinderlich. Die Individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema schafft eine Beziehung, zur Sache sowie zu den Personen, die sehr frei bleiben kann und die im Idealfall auch niemanden ausschließt, da es so jedem möglich bleibt sich auch frei zur Sache in Beziehung zu bringen. Man muss nicht erst irgendwo dazugehören.
Diese Vorgehensweise gestaltet sich ganz anders als das, was wir sonst kennen, vor allem was wir in Sachen Spiritualität und Entwicklungsfragen von Seiten der Kirche oder anderen Gruppenmäßigen Institutionen dargelegt bekommen. Denn z.B. in der Kirche scheint es unmöglich etwas schöpferisch und aus eigener Individualität zu entwickeln, die Vorgaben kommen eindeutig und hierarchisch von „Oben“, d.h. In Sukzession vom Papst über Bischöfe zu Priestern und schließlich den Kirchenmitglied. Ob dieses „ Oben“ besonders moralisch ist eine besondere Erkenntnis entwickelt hat oder an individuellem oder Kulturellen Aufbau und Entwicklung interessiert ist zählt dabei nicht. Selbst der Priester der Kinder missbraucht kann Sünden vergeben und Segen verteilen. Und wie der Papst selbst verkündet ist außerhalb der der Kirche kein Heil zu finden. Eine Zwickmühle für den Kirchgänger der eine Moralität anstrebt.
Im Hinblick auf diese Situation der kirchlichen Religion, einem absoluten Festhalten an diesen Strukturen und der entsprechenden Machtposition, leuchtet einem vielleicht ein, dass alles versucht wird um eine freie Spiritualität, welche die Selbstverantwortung und die individuelle Erkenntnisentwicklung des Menschen fördert, nicht an das Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Sie wird sogar mit allen Mitteln bekämpft da sonst die eigene Daseinsberechtigung mancher kirchlicher Institutionen, oder zumindest der Zulauf der „Gläubigen“, absolut eingeschränkte Aussichten bekäme.
Gerade die Fähigkeit von Heinz Grill, spirituelle Inhalte auf freie Weise und ohne missionarischen Character darzustellen und in einem gemeinsamen Arbeiten erlebbar zu gestalten, ist meiner Ansicht nach eine sehr wertvolle sowie für unsere Zeit absolut notwendige Errungenschaft seiner Arbeit. Gleichzeitig wird dies natürlich „gefährlich“ für allerlei konservative und bestehende Machtgefüge, und Angriffe gegen Heinz Grill bleiben , wie der SZ Artikel als nur ein Ausschnitt es zeigt, nicht aus.
Ein zweiter Teil folgt.
Der Soziale Prozess zeichnet sich dadurch aus, dass in einem rhythmischen Zusammenwirken eine Idee durchgestaltet und bis in die Umsetzung gebracht wird.